Allgemein

„Es macht riesig Spaß beim TV Willstätt“

Markus Simowski und der Aufschwung beim TV Willstätt

Marcus Simowski geht ziemlich entspannt in das Spitzenspiel der Handball-Oberliga Baden-Württemberg am Freitag (20.30 Uhr) in der Hanauerlandhalle zwischen dem Tabellendritten TV Willstätt (24:12 Punkte) und dem Spitzenreiter TVS Baden-Baden. »Wir haben schon oft gezeigt, dass wir guten Handball spielen können. Und außerdem müssen wir nicht aufsteigen. Nach der schlechten vergangenen Runde und einem Neuaufbau wollten wir eine bessere und entspanntere Saison spielen. Unser Ziel war nicht einer der Aufstiegsplätze eins oder zwei«, erklärt der 50 Jahre alte Saarländer und schiebt kämpferisch nach: »Nach den unerwarteten Spitzenplätzen haben wir aber Lust auf mehr bekommen.«

Im Heimspiel gegen Spitzenreiter TVS Baden-Baden hat der Tabellendritte der Handball-Oberliga Baden-Württemberg, TV Willstätt, noch etwas aus dem Hinspiel gutzumachen. Denn in der Sandweierer Rheintalhalle gab es vor 850 Zuschauern für den TVW nicht nur die erste Saisonniederlage, sondern mit 29:39 eine regelrechte Klatsche. Allerdings fehlte damals Marco Schlampp, einer der Haupttorschützen des TVW, krankheitsbedingt, und Kreisläufer Christian Skusa fiel nach 45 Minuten verletzt aus. »Wir hatten drei Phasen: haben stark begonnen, ordentlich weitergespielt und grottenschlecht geendet«, nennt Marcus Simowski die Gründe für die deftige Hinspielpleite nach einem 16:16 zur Pause.

Bereit zu Höherem?

Inzwischen hat sich der TV Willstätt stabilisiert. Am Samstag gab es beim bis dahin punktgleichen Vierten TV Weilstetten einen souveränen 28:22-Auswärtserfolg. Die Hanauerländer scheinen wieder bereit zu Höherem. Immerhin war der TVW von 1999 bis 2003 – ab 2000 als SG Willstätt-Schutterwald – in der Bundesliga und mischte auch noch bis zur Insolvenz der HR Ortenau 2009 als einer der Stammvereine der HRO in der 2. Liga mit. Danach erfolgte der Neuaufbau in der Südbadenliga, seit 2010 spielt der TVW in der BW-Oberliga und klopft nun an die Tür zur 3. Bundesliga.

Personeller Umbruch

Der Aufschwung des TV Willstätt in dieser Saison hängt eng mit der Person Marcus Simowski zusammen. Der ehemalige Bundesliga-Kreisläufer des TV Niederwürzbach (1990 bis 1993) und noch mehrere Jahre Zweitliga-Spieler beim TuS Dansenberg und beim TV Saarbrücken-Altenkessel übernahm die Hanauerländer im Sommer vom glücklosen ehemaligen Willstätter Bundesliga-Profi und Ex-Nationaltrainer von Bosnien-Herzegowina, Dragan Markovic, der trotz eines Vier-Jahres-Vertrags nach nur zwölf Monaten gehen musste. Es folgte ein personeller Umbruch innerhalb der TVW-Mannschaft und die Rückkehr zum Erfolg.

Schwerpunkt Abwehr

Vor allem gelang es Marcus Simowski innerhalb kürzester Zeit, der Defensive Stabilität zu verleihen. »In der Abwehr ist vieles mit Wille möglich. Ich finde es viel geiler, kein Tor zu bekommen, als eins zu werfen. Außerdem mag ich das schnelle Spiel nach vorne, und dafür ist eine gute Abwehr die Basis. Ich gewinne lieber mit 30:20 als mit 40:30«, nennt der A-Lizenz-Inhaber seine Maxime, mit der er auch schon die A-Jugend der HSG Völklingen 2011 zur Meisterschaft in der A-Jugend-Bundesliga Staffel West geführt und von 2013 bis 2017 den saarländischen Oberligisten HSV Merzig-Hilbringen erfolgreich trainiert hat.

150 Kilometer zum Training

Und dabei gab es bei seinem Amtsantritt in Willstätt durchaus einige Skeptiker. Denn Marcus Simowski wohnt mit seiner Familie, Ehefrau Recca und zwei Töchtern (24 und 20 Jahre alt), weiterhin in Fürstenhausen bei Völklingen im Saarland und arbeitet auch weiterhin als IT-Fachmann bei der Stadt Völklingen. »Mir macht meine Arbeit Spaß, und außerdem möchte ich mein Leben nicht von anderen Menschen abhängig machen – deren schlechten Tagen oder schlechten Launen«, erklärt der 50-Jährige, der Handball dennoch mit Herz und Leidenschaft lebt.

Denn wer sonst fährt 150 Kilometer zu jedem Training und 150 Kilometer wieder zurück. Knapp vier Stunden im Auto. »Das ist für mich kein Problem«, betont Marcus Simowski, »da ich bei meinem Job um 7 Uhr morgens anfange, habe ich um 16 Uhr Feierabend und kann anschließend sogar noch einen Spaziergang mit unserem drei Jahre alten ungarischen Jagdhund Kate machen, bevor ich gegen 17 Uhr ganz entspannt zum Training fahre.«

Nicht bei jedem Training dabei

Allerdings ist der Saarländer auch nicht bei jedem der vier Willstätter Trainingseinheiten pro Woche persönlich dabei. Er kommt zwei- bis dreimal plus einmal zum Spiel. Eine bis zwei Trainingseinheiten übernimmt jemand aus seinem Trainerteam.  »Ich habe vollstes Vertrauen in mein Team. Das ist kein Problem«, erklärt Marcus Simowski, der von Athletiktrainer Michael Hentschel, Co-Trainer Fredy Beker, Torwarttrainer Hans-Peter Fries und vom sportlichen Leiter Rudi Fritsch erstklassig unterstützt wird.

Noch Luft nach oben

»Mir macht es riesig Spaß beim TV Willstätt. Mir gefällt die Mannschaft, mir gefällt das Umfeld. Wir haben gute Strukturen, das betrifft den Trainingsalltag, eine eigene Kabine mit TV-Gerät in der Hanauerlandhalle, die Trainingsgeräte und die medizinische Betreuung. Das macht den einen oder anderen Fahrkilometer wett. Außerdem sehe ich noch Luft nach oben. Das Ganze ist noch nicht zu Ende«,  betont Marcus Simowski und freut sich auf ein Spitzenspiel wie am Freitag vor mehr als 1000 Zuschauern in der Hanauerlandhalle gegen den TVS Baden-Baden.

»Es ist angerichtet«, verspricht er dem Spitzenreiter einen heißen Tanz. Denn Marcus Simowski ist überzeugt, dass sich seine Mannschaft gegenüber dem Hinspiel positiv entwickelt hat: »Wir können jetzt auch schlechtere Spiele gewinnen.«