Das besondere Interview an einem besonderen Tag. Unser ehemaliger Spieler Jens Schöngarth stellt sich den spannenden Fragen.
Frage: Guten Morgen Jens, du bist als Handballspieler aus Südbaden weit gekommen, hast viele Vereine erleben und sehen dürfen. Welcher dieser Vereine hat dich als Spieler sowie als Person am meisten geprägt?
Jens: Hey, jede einzelne Station hat mich auf eine spezielle Art und Weise geprägt. Die Reise begann ja schon vor mehr als zwölf Jahren, als ich 2009 vom TV Willstätt nach Melsungen gewechselt bin. Beim TV Willstätt hatte ich damals das wahnsinnige Glück meine ersten Schritte im Bundesligahandball machen zu können. An diese Zeit denke ich sehr häufig zurück. Beim Tus N-Lübbecke bin ich zum Nationalspieler gereift. Mit dem SC Magdeburg konnte ich den ersten großen Titel gewinnen. Mit der SG Flensburg- Handewitt Vizemeister werden und aktuell bei Sporting Lissabon habe ich die Möglichkeit im Ausland auf absolutem Topnivaeu zu spielen und parallel eine weitere Fremdsprache lernen zu können. Daran erkennt man, dass jede einzelne Station ein ganz besonderes Kapitel für sich ist und ich jeweils sowohl viele tolle Erfahrungen sammeln, als auch unzählige tolle Menschen kennenlernen durfte. Für all das bin ich unheimlich dankbar.
Frage: In der Jugend hast du noch bei der SG Köndringen/Teningen gespielt und im Jahr 2007 bist du zum TV Willstätt/HR Ortenau gewechselt. Wie denkst du zurück an deine Anfangszeiten als Handballer/Profihandballer und gibt es einen besonderen Moment den du mit dem TV Willstätt verbindest?
Jens: Wie eben schon angeschnitten denke ich sehr, sehr oft an diese intensive Jugendzeit zurück. Ich habe sowohl der SG Köndringen/Teningen als auch dem TV Willstätt/HR Ortenau sehr viel zu verdanken. Man hat mir damals bei der SG Kö/TE die Möglichkeit gegeben, als 17- jähriger in der 3. Liga Fuß zu fassen. Als kurz darauf die Anfrage von Rainer Lusch kam, musste ich nicht wirklich überlegen. Ich habe schon als kleiner Junge oft mit meinem Vater die Bundesligaspiele des TV Willstätt besucht und war damals schon immer beeindruckt von der Atmosphäre in der Hanauerlandhalle. Viele der damaligen Spieler beim TVW waren deshalb auch meine Vorbilder (Martin Valo etc.). Die Chance dann später mit ihnen zusammen spielen zu können, war für mich sowohl eine große Ehre, als auch eine super Chance.
Frage: Aktuell spielst du in Portugal bei Sporting Lissabon, wie unterscheidet sich der portugiesische Handball vom deutschen Handball? Welche Besonderheiten gibt es, wenn man in Portugal Profisportler ist?
Jens: Die Chance für so einen großen Club wie Sporting zu spielen, macht mich unheimlich stolz. Das Lebensgefühl in der Stadt und innerhalb des Clubs ist fantastisch.
In Deutschland wird deutlich körperlicher gespielt als hier. Der Handball hier erinnert sehr an den spanischen Stil. Viel 2:2 Situationen, lange Kreuzbewegungen und schnelles Gegenstoßspiel.
Frage: Wo siehst du dich in fünf Jahren? Ist für dich eine Rückkehr zu alten Wurzeln vorstellbar, sowohl menschlich als auch sportlich?
Jens: Daran denkt man natürlich auch vermehrt nach. Ich bin nun schon über zwölf Jahre Profisportler und hatte bis hierher eine fantastische Zeit. Nochmal in der Heimat zu spielen, wäre ein absoluter Traum für mich. Eines habe ich über die lange Zeit in diesem Geschäft auch gelernt: Der Sport ist so unfassbar schnelllebig, sodass sich die Situation von heute auf Morgen verändern kann. Ich fühle mich noch Topfit, möchte noch ein paar Jahre spielen, aber ich würde lügen, wenn ich nicht schon einige Male daran gedacht habe, wie es wohl wäre, nochmal in der Heimat aufzulaufen.
Frage: Hast du die aktuelle Saison der Willstätter verfolgt und wie schätzt du die Leistungen der Ortenauer Handballer ein?
Jens: Ich finde, dass der TV Willstätt sich super rehabilitiert hat. Ich war ja damals auch beim Aufstiegsspiel in Neuhausen/Fildern zur Unterstützung dabei und freue mich aus der Ferne über all die Erfolge in der jüngsten Vergangenheit. Ich finde der Bundesligahandball gehört zur Ortenau, wie der Portwein zu Portugal.
Ich wünsche mir sehr, dass der Weg so weitergeht und die Menschen dem Verein weiterhin mit Herzblut zur Seite stehen. Diese Erlebnisse und Erinnerungen einer ausverkauften Hanauerlandhalle sind noch immer so präsent, dass ich mir nichts sehnlicher Wünsche, als dass dies bald wieder eintrifft.